Iranistik

Iranistik
Ira|nịs|tik 〈f.; -; unz.〉 Wissenschaft von den iran. Sprachen u. Kulturen

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Iranịstik
 
die, -, Wissenschaft von den Sprachen, der Geschichte, Literatur, Religion und Kultur Irans seit etwa 1000 v. Chr. bis zur Gegenwart. Die Anfänge der Iranistik reichen ins 17. Jahrhundert zurück, als Thomas Hyde (* 1636, ✝ 1703), Arabist in Oxford, seine »Historia religionis veterum Persarum eorumque magorum« (1700) herausgab. Die Grundsteine der Iranistik aber wurden mit der Erforschung der avestischen und mittelpersischen Sprachen durch A. H. Anquetil-Duperron in Frankreich gelegt. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die altpersischen Inschriften durch G. F. Grotefend erstmals entziffert, vervollständigt u. a. von H. C. Rawlinson, und damit die Keilschriftforschung begründet. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Iranistik besonders in Deutschland (u. a. Christian Bartholomae, * 1855, ✝ 1925, W. Geiger, K. F. Geldner und H. Hübschmann), aber auch in Frankreich (J. Darmesteter, A. Meillet) und Russland gefördert. In Berlin wurde 1912 der erste Lehrstuhl für Iranistik begründet. Zu den bedeutendsten Iranisten des 20. Jahrhunderts gehörten Friedrich Karl Andreas (* 1846, ✝ 1930), Wilhelm Barthold (* 1869, ✝ 1930), W. B. Henning, E. E. Herzfeld, J. Markwart und H. H. Schaeder.
 
Die Iranistik gliedert sich in drei Zweige: den altiranischen (von Zarathustra, etwa 1000 v. Chr., bis zur Achaimenidenzeit, etwa 550-330 v. Chr.), den mitteliranischen (Parther und Sassaniden, etwa 250 v. Chr. bis 650 n. Chr.) und den neuiranischen Zweig (unter dem Islam, seit 650).
 
Neben Sprachstudien sowie der Veröffentlichung zahlreicher noch unedierter Quellen werden in der Iranistik ebenso archäologische und geschichtliche Forschungen betrieben. In Iran selbst haben sich iranistische Studien besonders der Literatur, aber auch der Sprachwissenschaft und der Geschichte, seit Mitte des 20. Jahrhunderts fortentwickelt. Infolge der Grabungsergebnisse in Susa u. a. Stätten des alten Elam (Südwestiran, elamische Kultur) hat sich das Gebiet der Iranistik durch Einbeziehung der Elamistik zeitlich um fast zwei Jahrtausende erweitert (bis 2600 v. Chr.).
 
 
Grundr. der iran. Philologie, hg. v. W. Geiger u. E. Kuhn, 3 Bde. (Straßburg 1895-1904, Nachdr. 1974);
 
Hb. der Orientalistik, hg. v. B. Spuler, Abt. 1, Bd. 4, 1: I., Linguistik, bearb. v. K. Hoffmann u. a. (Leiden 1958, Nachdr. ebd. 1967);
 
Bio-bibliographies de 134 savants, hg. v. P. Lecoq u. a. (ebd. 1979).

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Ira|nịs|tik, die; -: Wissenschaft, die sich mit den iranischen Sprachen u. Kulturen befasst.

Universal-Lexikon. 2012.

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